Kajakangeln in Nord-Norwegen

Sommarøy, eine Insel mit einem kleinen, alten Fischerdorf der Gemeinde Troms. Es liegt etwa 35km westlich der Stadt Tromsø. Aufgrund der traumhaften Insellandschaft und weißen Strände ist Sommarøy ein beliebtes Touristenziel. Das klare, türkisblaue Wasser lässt ein wenig „Karibikfeeling“ aufkommen unter der Sonne Nord-Norwegens. Nicht nur die traumhafte Umgebung, der mit einer Brücke zum Festland verbundenen Insel, lädt Touristen ein, auch die erstklassigen Fanggründe locken auch viele Angler auf das kleine Eiland. Quasi in Wurfweite befinden sich erstklassige Reviere für das Angeln auf große Dorsche, Köhler, Steinbeißer und tischplattengroße Heilbutt. Aber auch Schellfisch und Rotbarsche lassen sich hier prima an den Haken locken.

Aber nicht nur die erstklassige Angelei macht Sommarøy zu etwas Besonderem. Die Küste mit seinen steilen Felswänden, die Begegnungen mit Papageientauchern und mit etwas Glück trifft man Wale auf der offenen See, dicht vor der Insel. Mit keiner Kamera der Welt lässt sich das zauberhafte Licht der Mitternachtssonne festhalten, was dieses Szenario in satte Farben tränkt.

Wer das Besondere sucht, wird hier doppelt fündig. Aufgrund der vielen kleinen Inseln und Felsen, lässt sich prima vom Kajak her fischen. Vor allem wenn es mal windig ist und man nicht auf das offene Meer kann. Denn auch das nähere Umfeld ist alles andere als ein seichtes Gewässer

Ich hatte im Sommer das Glück, dort wohl der erste Kajakangler zu sein, zumindest machten die ortsansässigen Guides große Augen, als sie mir im Kajak auf offener See begegneten. Sozusagen habe ich Pionierarbeit geleistet, was das Kajakangeln auf Sommarøy betrifft. Allein mit einer Tiefenkarte bewaffnet und ohne jegliche Vorkenntnisse ging es 10 Tage lang auf dem Kajak rund um Sommarøy. Die ersten Schritte sollten um die Insel gehen, um abschätzen zu können, ob auch dicht unter Land was an den Haken zu locken ist. Vor allem weil ich hin und wieder allein unterwegs war, wollte ich das Ufer noch in greifbarer Nähe wissen. Auch wenn ich mittlerweile auf fast 20 Jahre Kajakerfahrung zurückblicken kann, steht die Sicherheit immer an oberster Stelle. Die wichtigste Regel, niemals alleine auf die offene See fahren. Ich hatte entweder immer einen von der Crew des Outdoorcenters dabei oder konnte über Funk einen der Guides in nächster Nähe erreichen. Um bei der Sicherheit zu bleiben, Trockenanzug und Schwimmweste gehören zur täglichen Standartausrüstung im hohen Norden.

Im zweiten Schritt ging es dann auch mal raus auf die offene See, wenn das Wetter, vor allem der Wind mitspielte. Aber auch das inselnahe Fischen vom Kajak ist sehr erfolgreich. Man kann beinahe täglich aufs Wasser, fast egal aus welcher Richtung der Wind bläst. Die kleinen Inseln und hohen Felsen in der nächsten Umgebung bieten immer einen guten Schutz. Ein guter Hotspot, wenn der Wind vom offenen Meer herkommt, ist die östliche Seite der Brücke, die Sommarøy mit dem Festland verbindet. Der Meeresgrund fällt hier rasch bis über 100m ab. Also jede Menge steile Kanten für Dorsch, Köhler und Co. Am nahegelegenen Flachwassergebiet östlich vom Hafen, noch dicht unter Land, finden wir gute Plätze zum Naturköderangeln auf Steinbeißer.

Weiter östlich, vor der ersten Landspitze von Tussøy, finden wir in den Flachzonen gut Plätze zum Fischen auf Heilbutt, jedoch ist dort mit viel Bootsverkehr zu rechnen. Etwas ruhiger, aber nicht minder erfolgversprechend ist das Gebiet vor der kleinen Insel Edøya, westlich von Sommarøy. Da sich das Gebiet auf offener See befindet, ist ein Trip vom Wetter abhängig. Dieses Gebiet zählt zu den besten um Sommarøy, in Wassertiefen von 14 – 28m kann man dort mit allen Räubern rechnen, Heilbutt, Köhler und Dorsch. Auf halber Wegstrecke, zwischen dem westlichen Zipfel von Sommarøy und der Insel, erstreckt sich eine lange Rinne mit einer Wassertiefe bis ca. 30m, auch diese sollte man nicht außer Acht lassen. Hier gehen des Öfteren mittlere Heilbutt an den Haken, aber auch mit Dorsch und großen Köhlern ist bei einsetzender Gezeitenströmung zu rechnen. Auf der westlichen Seite der Insel Edøya, so zu sagen in der Mündung des Malangen, finden wir einen weiteren Hotspot für große Köhler und große Dorsche. Hier sind wiederum die flacheren Uferregionen (15-20m Tiefe) der Insel ergiebiger als die steil abfallende Kante zur Mitte des Malangen. Aber auch bei den tieferen Arealen zwischen Edøya und Sommarøy kann man mit Überraschungen rechnen, vor allem wenn der Wind aus östlichen Richtungen bläst, finden wir hier noch ruhige Plätze zum fischen.

Wenn man nicht den Heilbutt als Zielfisch im Blick hat, kommt man prima mit leichtem Gerät aus. Fast alle Spots lassen sich hervorragend mit einer kurzen (1,80 – 2,10m), leichten Spinnrute (WG – 70g) befischen. Zum Einsatz kamen fast ausschließlich ein schlanker Pilker von 60g oder ein 15cm langer Gummifisch mit ebenso schweren Jigkopf (60g). Da das Wasser äußerst klar ist, fangen Köder in natürlichen Farben deutlich besser. Geht es eine Etage tiefer (+/- 30m) haben dunkle Farben, beziehungsweise Köder die eine deutliche Silhouette bilden, die Nase vorn. Geht es auf Heilbutt, sollte das Gerät dementsprechend schwerer gewählt werden. Kurze Ruten mit einem WG von mind. 250g kommen dann zum Einsatz. Auch die Köder sollten den großen Platten angepasst werden, Gummifische von 23cm dürfen es schon sein.

Ein Kajak-Abenteuer oberhalb des Polarkreises erlebt man nicht alle Tage. Aber auch weiter südlich an der Küste Norwegens ist das Angeln vom Kajak traumhaft. Jedoch sollte man schon einiges an Erfahrung mitbringen und vor allem nicht allein in See stechen. Sicherheit geht vor.

Sehr schwer = niemals alleine diese Gewässer befahren, hier herrscht regelmäßig Wasserverkehr (u.a. Berufsschiffahrt). Großgewässer, u.a. Gezeitenströmung.